Donnerstag, 13. September 2012

Immer wieder sehe ich jetzt diesen Spot im Fernsehen über missbrauchte Kinder. Muss dabei an meine eigene Kindheit denken. Als ich missbraucht wurde war ich vier Jahre alt. Er über 70. Damals hatten meine Eltern ein Grundstück, von der Tante meines Vaters, geschenkt bekommen, mit der Auflage wenn es nötig sei sich um sie zu kümmern bis sie stirbt. Meine Eltern bauten ein Haus. Aber das Häuschen der Tante blieb. Es war auf dem gleichen Grundstück. Ihr Mann war schon lange tot, aber sie hatte einen Lebensgefährten, "Onkel" Albert. Sie war eine richtige liebe, klein, zierlich. Das Häuschen war auch so. Ich sehe noch genau vor mir wie es eingerichtet war. Wenn man reinkam stand man in der Küche. Geradeaus an der Wand stand noch ein alter Herd. Zum Kochen und Heizen. Daneben rechts ein ganz alter Küchenschrank aus dunklem Holz. Und links neben den Herd ein Stuhl und da saß er immer drauf.
Ich mochte die Tante richtig gerne und wenn irgendetwas war schickte meine Mutter immer mich runter, denn meine Schwester war ja noch ein Baby.  Es war immer dunkel in den Räumen. Strom sparen. Früher gab es ein Spiel. Hoppe Hoppe Reiter. Und das spielte Onkel Albert immer mit mir. Ich saß auf seinem Schoß so das ich ihn ansehen konnte. Und damals hatte ich fast immer Röckchen an. Das war halt so, besonders im Sommer. Aber er spielte nicht nur Hoppe Hoppe Reiter. Währenddessen missbrauchte er mich. Niemand konnte es sehen. Alle dachten er sei der liebe Onkel, der sich gerne um mich kümmerte. Mit niemandem konnte ich darüber reden. Auch nicht mit meinen Eltern. Denn er sagte immer, das wenn ich es jemandem erzähle werden meine Eltern dafür bestraft. Denn sie hätten ja auf mich aufpassen müssen. Das haben sie nicht, so meinte er, sonst hätte er dies ja nicht tun können. Meine Eltern würden bestraft und meine Schwester und ich kämen ins Kinderheim. Zudem wäre ich ja auch selber Schuld daran, denn ich säße ja immer auf seinem Schoß. Ich wäre diejenige die dieses Spiel spielen wollte. Und mit 4 Jahren glaubt man alles, was Erwachsene erzählen. Und ich hatte panische Angst vor dem Kindenheim. Ein paar Jahre später ist er gestorben. Alles hatte endlich ein Ende. So dachte ich. Bis vor ein paar Jahren habe ich niemandem aus der Familie davon erzählt. Außer meinen beiden Töchter, weil ich nicht wollte das es ihnen so geht wie mir. Und das mit mir darüber sprechen können, sollte jemand sie anfassen, gleich ob ein Fremder oder jemand aus der Familie.
Denn eines weiß ich. Man kommt nie darüber ganz hinweg. Ich zumindest nicht. Es macht sich immer bemerkbar. Bei jedem Opfer auf andere Art. Man ist zutiefst verletzt worden und diesen Wunden heilen niemals ganz. In manchen Situationen sehe ich alles nochmal ganz genau vor mir. Ich habe Therapien gemacht, die mir geholfen haben mein Selbstbewußtsein zu stärken. Aber ich habe heute noch immer Panikattacken, wenn zuviel auf mich einstürzt. Viele Menschen denken, die Opfer von Missbrauch machen eine Therapie und dann mit der Zeit kommen sie darüber hinweg. Das mag vielleicht auf einige zutreffen, aber andere wie ich kämpfen ihr ganzes Leben damit und vergessen es nie.
Ich kann jedem nur raten, ob Kind oder Erwachsener mit jemandem sofort darüber zu reden. Denn sie sind das Opfer. Und derjenige der ihnen das antut muß bestraft werden, denn das sind die Bösen.

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